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Schreiben 4.Teil




"Die Unbekümmerten"

 

Vorwort

 

Das vorliegende Buch beschreibt einen Zeitabschnitt Anfang der siebziger Jahre, spielt also im tiefsten Sozialismus: das Studieren an einer kleinen traditionsreichen Universität, in einer unbedeutenden Provinzstadt in Sachsen. Eine zusammen gewürfelte Gruppe von Studentinnen versucht sich von ihrem Zuhause abzunabeln, sich unbekümmert in der neu gewonnenen Freiheit zu Recht zu finden.

Die Studentenzeit ist gewöhnlich eine schöne, unbeschwerte Zeit, an die man sich sehr gerne erinnert, denn in ihr bewegte man sich meist leicht und unbekümmert, noch relativ frei von der Last der Existenzsicherung. Das Armsein störte nicht wirklich, wenn man natürlich zuweilen auch ein wenig unter der permanenten Geldnot stöhnte. Allerdings empfindet die Autorin dieses finanzielle Manko in ihrer Studentenzeit, denn es handelt sich hier um ihre Zeit, um ihre Erlebnisse und Erfahrungen, durchaus als erträglich und nicht der Rede wert. Ihre Unbekümmertheit nimmt davon jedenfalls keinen Schaden. Es gibt andere Erfahrungen, die die schöne lockere Lebenshaltung, die man als Unbekümmertheit im positivsten Sinne bezeichnet, schrumpfen lässt.

Das Unbekümmertsein ist eine Haltung, die allerdings sehr labil zu sein scheint. Man verliert sie nämlich leider extrem schnell. Zum Glück nur scheinbar. Kaum ist ein Problem da, schon ist sie erst einmal wie weggeblasen. Manchmal findet man sie irgendwann wieder, wahrscheinlich ein wenig kleiner, geschrumpfter. Es ist ein großes Glück, sie wieder zu finden, denn der Kopf hat dann plötzlich nicht mehr soviel Platz für die ganz große Unbekümmertheit. Das muss wohl so sein. Aber vielleicht ist ihre Größe auch von der Kraft des Menschen abhängig, aber ganz sicher auch von der Tiefe des Problems, von seiner Tragweite.

Können nur kleine Kinder wirklich unbekümmert sein? Nein, etwas ältere Schüler, Studenten leben gewiss auch einige Jahre im Schutz der Unbekümmertheit. Mitunter sogar Erwachsene, zumindest solange es ihnen gut geht. Ist Unbekümmersein nun ein Zeichen dafür, dass es den Menschen gut geht? Vielleicht ja, zumindest innerlich, wesentlich verbunden mit dem Vermögen zu erkennen, dass es einem eigentlich gut geht, zumindest verhältnismäßig oder relativ, immer im Vergleich zu anderen Menschen aber das ist es sicher nicht allein. Es scheint auch mit der Wesensart, mit dem Charakter, mit dem Umfeld und der Lebenssituation eng verbunden zu sein, unbekümmert leben zu können. Der Umgang mit den Problemen, deren Lösung, die Fähigkeit Dinge, die belasten, die Kümmernisse bringen, zu verdrängen, sie klein werden zu lassen zu Gunsten wichtigerer Angelegenheiten, das alles scheint Einfluss zu haben. Das Wichtigste ist in jedem Fall, wie man sich fühlt. Studenten können sich jedenfalls zeitweise so wundervoll unbekümmert fühlen, fast ohne wirklichen Kummer. Aber keine Sorge, der stellt sich schon ein.

Ach, ja, es ist so unvergleichlich schön, unbekümmert und sorglos auf Erden wandeln zu können.

In dieser unwiederbringlichen Zeit spielen die Ereignisse der vorliegenden Geschichte. Die kleine Gruppe von Studentinnen erlebt in unterschiedlicher Weise die Studienzeit. Sie ist geprägt durch ihr Umfeld, der politischen Situation, der Kleinstadt, auch die Größe oder besser die Kleinheit der Hochschule spielt eine Rolle. Es ist nicht ganz leicht, immer allen Erfahrungen mit Unbekümmertheit zu begegnen. Das ernsthafte Leben wirft zuweilen seine Schatten voraus. Die Studentinnen können sie Dank ihrer noch üppigen Unbekümmertheit überspringen. Ob sich diese Möglichkeiten für sie immer erhalten, bleibt offen. Hoffnungen sind jedenfalls reichlich vorhanden und das ist gut so.


Auszug
 

Es war bereits Herbst geworden. Ganz allmählich und widerstrebend nur schien sich der Sommer bedächtig zu verabschieden. Der September war jedenfalls noch wundervoll warm. Viele Menschen liefen deshalb kurzärmelig herum und die Mädchen trugen immer noch selbstbewusst kurze Röcke. Egal ob schlankes oder strammes Bein, ganz arschkurze Faltenröcke waren jetzt absolut modern, nur die waren der Renner und fetzten, wie man damals sagte. Dazu Kniestrümpfe, weiße Tennisschuhe und einen knappen Pulli mit Schürverschluss am Ausschnitt, wenn es geht farblich alles Ton in Ton. Aber diese Abstimmung hatten nur die wenigsten drauf, so modebewusst war eigentlich kaum jemand.

In der Innenstadt herrschte besonders reges Treiben. Die vielen Restaurants, Kneipen und Kaffees waren knüppeldicke voll. Die Einheimischen kannten das: die Studenten waren wieder da. Aus war es mit der beschaulichen Ruhe, denn in den Sommermonaten gab es hier kaum Touristen, auch keine Studenten. Man wohnte hier, zumindest in der Sommerferienzeit, in einer kleinbürgerlichen und kleinstädtischen, friedlichen Abgeschiedenheit. Die Sommersemester- oder Trimesterferien waren nun wieder einmal vorbei. Man fand sich quirlig, schnatternd am Bahnhof und dann in der schönen Innenstadt ein und es waren wie jedes Jahr im Herbst auch wieder sehr viele neue Gesichter dabei. Man sah es ihnen an der Nasenspitze an, sie waren frisch immatrikuliert und wollten nun zunächst  im Sonnenschein und Schnellgang die Stadt erobern, und erst später nach dem bescheidenen Abendbrot im Studentenwohnheim ging es hoffnungsvoll und neugierig hinein in den lustigen, studentischen Feierabend. Man musste unbedingt herausfinden, wo die angesagten Ecken waren, und der Studentenclub natürlich. Da musste man hin. Schließlich gehörte man jetzt zu dieser „gehobenen“ Gilde, man war ja zum Glück kein immer bevormundeter Schüler mehr.

Es hieß, man käme da nur mit dem Studentenausweis hinein. Allerdings auch nur, wenn man Glück hatte und noch Platz war. Die Türsteher wären total strenge Typen. Aber die neuen Mädchen hätten schon gewisse Chancen!

Noch waren alle Läden in der Stadt geöffnet. Schließlich musste man sich ja noch fehlendes Studienmaterial besorgen und natürlich nebenbei schon einmal kräftig nach dem anderen Geschlecht ausschauen. Auch ein bisschen flirten vielleicht, wenn sich eine Gelegenheit rein zufällig ergäbe. So als Eröffnung des studentischen freien Lebens. Die Eltern waren ja fern und würden nun rein gar nichts mehr kontrollieren können. Man würde nicht mehr Bescheid sagen müssen, wenn man einmal ausgehen wollte. Das war jetzt ein für allemal vorbei. Überhaupt jedweder Gängelei ist nun ein Ende gesetzt. Als Student wäre man wundervoll frei. Das glaubte und hoffte wirklich jeder. Und irgendwie ist auch etwas wahr davon. Ja, der so genannten Freiheit sind zwar immer irgendwelche Grenzen gesetzt, aber man hat auf jeden Fall nun unverschämt viel mehr davon als je zuvor. Allerdings ist auch die Verantwortung für sich selbst kräftig gewachsen. Wo wäre hier aber ein  Problem erkennbar? Das bisschen Verantwortung würde sicher nur eine ganz leichte und lächerliche Bürde werden.

Die Polizei machte sich schon allmählich startklar für die Nacht. In den ersten Nächten waren die Neuen meistens unheimlich darauf versessen, den gewohnten Blödsinn vom Stapel zu lassen. Die älteren Semester stifteten sie mit Sicherheit wieder dazu an. Es war jedes Jahr Dasselbe: sie tranken sich Mut an und stiegen auf die Löwen am Brunnen, um furchtbar mutig dort oben so laut zu singen, bis sie einen Strafzettel erhielten, dann kamen sie meistens bereitwillig herunter geklettert und trollten sich. Manchmal stritten sich ein paar männliche Studenten um ein Mädchen oder die Stadtjungs versuchten, natürlich auch kräftig angeheitert, den Studenten meist vergeblich klarzumachen, wer hier das Sagen hätte. Dann gab es schon hin und wieder blutige Nasen, Gerangel und die Polizisten mussten halt Frieden stiften. Schlimmere Delikte waren kaum zu verzeichnen, zumindest nicht vor der Polizeiwache. Es galt als ehrenvoll, wenigstens einen Strafzettel zu bekommen. Was daran nun so ehrenvoll sein sollte, wusste eigentlich niemand. Es war eben so und zwar schon immer. In diesem Städtchen hielt man Traditionen hoch. Dieses: das war schon immer so, hörte man allerorten. Keiner wollte etwas Anderes oder Neues einführen. Natürlich wussten die Volkspolizisten wie begehrlich für die frischen Studenten ein Strafzettel war, hatten aber kaum noch Lust, aus ihrer Butze raus zu kommen. Aber die idiotischen Studenten ließen nicht locker. Sie grölten wie blöde solange herum, angestachelt von den älteren Semestern aus sicherem Abstand, bis sie ihren albernen Wunsch erfüllt bekamen.

 

 


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Lest, lacht und denkt nach...die Zeit rennt niemals davon...sie ist immer vorhanden.
 
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